Trendwende

Trendwende

Schon im Frühjahr letzten Jahres habe ich darüber geschrieben, wie immer mehr Betriebe ihren Mitarbeiter:innen Homeoffice anbieten, um das Ansteckungsrisiko in Großraumbüros zu reduzieren. Meine Frau ist schon seit März 2020 durchgehend im Homeoffice. Dass das nicht nur Vorteile hat, mussten wir auch feststellen: Eine gute Trennung zwischen Beruf und Privatleben ist nur noch schwer möglich, der persönliche Kontakt zu den Arbeitskollegen reduziert sich auf ein Minimum, eventuell kommen noch störende äußere Einflüsse hinzu: Kinder, die Betreut werden müssen, Postboten, die klingeln und was sonst noch...

Trotzdem bringt Homeoffice auch einige Vorteile mit sich: Keine langen Fahrstrecken zur Arbeit, weniger Kosten für Sprit, (oft) mehr Freizeit und langfristig kommt noch ein Aspekt hinzu: Man muss nicht mehr unbedingt da wohnen, wo der Arbeitgeber sitzt; nicht einmal mehr in dessen Nähe. Wer von zu Hause aus arbeitet, kann im Grunde genommen überall arbeiten, wo ein Internetanschluss ist. Das gibt einen völlig neuen Grad der Freiheit, denn schnelle Internetanschlüsse gibt es, dank staatlicher Förderungen, sogar auf dem Land immer mehr. Arbeiten und wohnen mitten in der Natur ist dann kein Traum, den sich nur Superreiche leisten können.
Der Hightech-Branchenverband Bitkom in Berlin hat unter Berufung auf eine eigene repräsentative Umfrage herausgefunden, dass jede:r fünfte Deutsche seinen/ihren Wohnort wechseln würde, wenn für ihn/sie Homeoffice auch nach der Pandemie größtenteils möglich wäre. "Am stärksten ausgeprägt ist die Tendenz demnach unter jüngeren Menschen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren.", so ein Bericht die Tagesschau auf Instagram.

Das würde langfristig die Wohnsituation in den Großstädten etwas entspannen und mehr Raum bzw. niedrigere Mieten für jene ermöglichen, die nicht im Homeoffice arbeiten können und bislang noch längere Pendelstrecken in Kauf nehmen müssen. Diese Trendwende käme also letztlich allen Arbeitnehmer:innen zu Gute.
Während meine Frau Homeoffice aktuell durchgehend lebt, kommt das für mich nur sehr begrenzt in Frage. Seelsorge funktioniert nicht gut von zu Hause aus. Immerhin komme ich regelmäßig unter Menschen (wenn gerade kein Lockdown ist :-)
Ich bin gespannt, wie sich diese Trendwende in den nächsten Jahren fortsetzen wird...