Schwer in Ordnung

Schwer in Ordnung

Seit ein paar Wochen bin ich als Schulseelsorger auch für Schulen mit Inklusionsklassen zuständig. An diesen Schulen werden also Schüler*innen mit meist geistigen Beeinträchtigungen zusammen mit solchen ohne diagnostizierte Beeinträchtigungen unterrichtet. Es ist oft schwierig eine Grenze zu ziehen, da die Stärke der Ausprägung von Verhaltensauffälligkeiten fließend sind. Je nachdem wie groß die diagnostizierte Beeinträchtigung ist, erhält man einen Schwerbehindertenausweis, der einem u.a. erweiterte Parkmöglichkeiten und Rabatte gewährt.

Hannah Kiesbye aus Halstenbek hat das Down-Syndrom und besitzt daher auch einen Schwerbehindertenausweis. Sie fand diese Bezeichnung aber nicht gut und überklebte 2017 ihre Ausweishülle mit dem Schriftzug "Schwerinordnungausweis".
Dass Hannah Kiesbye in Wirklichkeit schwer in Ordnung ist, sieht auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier so und verlieh ihr jetzt für diese kreative Idee den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Acht Bundesländer haben Kiesbyes Design bereits übernommen und stellen nun ebenfalls den "Schwer-In-Ordnung-Ausweis" aus. Das Motto der Verleihung zum Tag der Deutschen Einheit lautet "Vereint und füreinander da".

Menschen sind verschieden, die Grade von Behinderungen sind fließend. All das ist schon lange bekannt und trotzdem wird der Ausdruck, "Du bist doch behindert!", nach wie vor als Beleidigung gebraucht. Mit diesem Wissen ist ein Schwerbehindertenausweis eine unnötige, negative Stigmatisierung eines Menschen. Klar sollten Menschen mit starken Beeinträchtigungen gewisse Privilegien besitzen, die ihnen den Alltag ein wenig erleichtern, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass sie trotzdem schwer in Ordnung sind :-)