Schwarze Schafe

Schwarze Schafe

Es ist schon erstaunlich, wenn man sich einmal klar macht, in was für einen Überfluss wir leben. Und damit meine ich nicht nur die große Auswahl an Lebensmitteln in den Supermärkten. Auch andere Dinge des täglichen Bedarfs sind so zahlreich und so billig vorhanden, dass wir einen Mangel daran praktisch nicht kennen: Wasser und Seife zum Waschen, Geschirr, ja selbst Kleidung ist im Überfluss vorhanden und lässt sich mittlerweile mit wenig Geld kaufen.
Vor einigen hundert Jahren waren all diese Dinge noch richtig teure Luxusgüter für die man viele Monate hart arbeiten musste. Ein einfaches Gewand samt Schuhe und Hose kostete bis vor wenigen hundert Jahren noch mehrere Monatsgehälter. Unvorstellbar, wenn man es nach heutigen Maßstäben betrachtet.

Zu verdanken haben wir diese Verfügbarkeit der Industrialisierung und der damit einhergehenden Einführung von Massenproduktion durch Maschinen. Hinzu kommen dann noch Niedriglohnländer und synthetische Fasern. Die klassische Schafwolle, früher eine heiß begehrte Ware, ist heute nur noch ein Nebenprodukt. Ganz schwierig haben es da die Pommernschafe mit ihrer grauen und schwarzen Wolle. Diese lässt sich schlecht färben und findet in der Massenindustrie, die feste Farbstandards braucht, keine Abnehmer. Weil Marco Scheel nicht ertragen konnte, wie die gute Wolle dieser Schafe einfach im Müll landete, gründete er das Unternehmen Nordwolle Rügen, das diese Schafwolle an verschiedene Kleinunternehmen in ganz Deutschland vermittelt. Im Unterschied zu den großen Fabriken können kleinere Unternehmen flexibler mit verschiedenen Wollfarben umgehen und diese weiterverarbeiten.

So erfüllen dann auch schwarze Schafe wieder ihren ursprünglichen Zweck. Mehr noch lässt sich ihre Wolle jetzt sogar als exklusive "Nordwolle" gewinnbringend vermarkten, statt einfach in der Tonne zu landen.
Schwarze Schafe haben es schon oft nicht leicht, nicht nur in der Tierwelt, sondern auch in den Familien (wer kennt nicht das sprichwörtliche "schwarzes Schaf" in seiner Familie?)... Doch wenn man sich ganz doll Mühe gibt, findet man einen Weg, auch dessen Eigenschaften wertzuschätzen und sinnvoll zu nutzen :-)