Nicht so unentbehrlich

Nicht immer gibt es für Probleme gute Lösungen. Der Umweltschutz macht es deutlich: Ohne Einschränkungen lässt sich der Klimawandel nicht aufhalten, aber Einschränkungen sind gleichzeitig unglaublich unpopulär. Wer möchte schon auf eine Bequemlichkeit verzichten, an die er/sie sich über Jahre hinweg gewöhnt hat?
Eine dieser vermeintlichen Bequemlichkeiten ist das Autofahren. Vor 60 Jahren noch waren Autos ein Luxus, den sich nicht alle Familien leisten konnten. Kaum 30 Jahre später gilt es schon als selbstverständlich für den Wocheneinkauf das Auto zu benutzen; selbst wenn der Supermarkt nur wenige Kilometer entfernt ist. Was das für die CO²-Bilanz und Feinstaubbelastung in den Innenstädten bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen. Aus diesem Grund gibt es in immer mehr Großstädten die Überlegung, die Innenstädte zu autofreien Zonen zu erklären: Nur noch zu Fuß, mit Fahrrad oder ÖPNV soll man dann in den Einkaufsstraßen shoppen gehen können. Ein entspanntes Erlebnis ohne nervige Parkplatzsuche sagen die einen, eine unnötige Gängelei mit katastrophalen finanziellen Folgen für die Geschäfte sagen die anderen.
Zu meiner eigenen Überraschung haben nun zahlreiche Studien aus Frankreich und eine Umfrage am Kottbusser Damm und in der Hermannstraße in Berlin ergeben, dass der Großteil des Umsatzes im Einzelhandel von Fußgängern generiert wird. Zumindest in Großstädten liegt der Umsatz mit Autofahrenden lediglich bei 9-30%.
Ich persönlich würde autofreie Innenstädte befürworten. Stattdessen könnte ich mir große Parkplatzanlagen außerhalb von Städten vorstellen, von wo aus es einen eng getakteten (elektrischen) Shuttleservice in die Innenstadt gibt. In Kleinstädten könnte man sogar zu Fuß vom Außenbereich in die Innenstadt gehen und in Dörfern gibt es ohnehin kaum Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt. Das Auto ist nicht so unentbehrlich, wie es scheint. Unsere Großeltern würden uns da vermutlich zustimmen :-)