Man wird ja wohl noch träumen dürfen

Man wird ja wohl noch träumen dürfen

Am Samstag habe ich darüber geschrieben, wie Neuseeland die 4-Tage Arbeitswoche plant, gestern las ich einen Artikel, in dem darüber philosophiert wird, wie weniger Arbeitstage nicht nur dem hiesigen Tourismus und der Wirtschaft, sondern vor allem auch langfristig der Umwelt zu gute kommt. An dieser Stelle möchte ich bei allen Leserinnen und Lesern um Entschuldigung bitten: Ich werde jetzt wieder einen Impuls über Umwelt- und Klimaschutz schreiben... Eigentlich gehöre ich noch nicht zur Fridays-For-Future Generation, aber der Klimawandel berührt mich so sehr, dass ich nicht einfach aufhören möchte darüber zu schreiben. Aber keine Sorge, ich werde auch ein wenig Wirtschaftsanalyse betreiben ;-)

Jedenfalls beruht der Kern meines heutigen Impulses auf dem Gedankenexperiment von Philipp Frey, einem Doktoranden am Karlsruher Institut für Technologie. Er hat beobachtet, dass wir Europäer am Wochenende erheblich weniger CO² in die Atmosphäre entlassen, als unter der Woche. Das gleiche gilt für viele Firmen und Fabriken. Sein Vorschlag, um den Klimawandel zu begegnen: *Die Einführung einer 9-Stunden Arbeitswoche*; also rund 30 Stunden weniger Arbeitsstunden als aktuell üblich.
"Es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass Arbeitnehmer, die wenig Zeit haben, das Auto nutzen, statt öffentliche Verkehrsmittel. Sie kaufen energieintensivere Produkte, die Zeit sparen, essen Fertiggerichte, 'bevorzugen extravagante Ausgaben und nicht nachhaltige Lebensstile', so eine Studie."
Hier geht's zum ganzen Artikel auf Focus Online

Vielleicht muss es ja nicht gleich so radikal sein: Angenommen wir würden beim 8-Stunden-Arbeitstag bleiben und eine 4-Tage-Arbeitswoche einführen, würde sich das schon sehr positiv auf uns, unsere Freizeitgestaltung, Familienplanung, Ökobilanz, unser Konsumverhalten usw. auswirken. Allerdings würde damit natürlich die Wirtschaftsleistung sinken und dementsprechend auch das Bruttoinlandsprodukt. Wenn man jetzt aber bedenkt, dass 1% der reichsten Menschen in Deutschland rund 30% des Gesamtvermögens besitzen, ist das wohl einfach eine Frage der gerechten Verteilung: Warum sollte ein Dachdecker am Ende eines 8-Stunden-Arbeitstages bei Wind und Wetter weniger Geld verdient haben, als ein Top-Manager, der den ganzen Tag in seinem trockenen, klimatisierten Büro am Computer/ Telefon saß? Der eine hat nach der Schule eine IHK-Laufbahn mit Meisterprüfung absolviert, der andere das Abitur mit anschließendem BWL-Studium. Der eine verdient rund 35.000,- Euro brutto im Jahr, der andere bis zu 230.000 Euro. Schon verrückt, wie ein 3-6 Jahre längerer Bildungsweg einen derartigen Vermögensunterschied rechtfertigen kann. Würde man nach der tatsächlichen geleisteten Arbeit bezahlt werden, wäre vermutlich für 80-90% der Deutschen eine 4-Tage-Arbeitswoche möglich, ohne nennenswerte Einkommenseinbußen. Das aber sieht ein kapitalistisches System, wie das Unsrige, leider nicht vor. Also bleibt uns erst einmal nichts anderes übrig, als einfach weiter von einer besseren und gerechteren Welt zu träumen :-) ...zumindest solange, bis unsere Gesellschaft von einer Pandemie, einer globalen Finanzkrise oder zahlreichen Naturkatastrophen als Folge des Klimawandels geweckt werden...

Quellen zur Vermögensverteilung und Einkommen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6gensverteilung_in_Deutschland#Anteil_der_Top_1_%_am_Volksverm%C3%B6gen
https://www.merkur.de/leben/karriere/gehalt-handwerkern-viel-verdienen-maurer-dachdecker-zr-12236927.html
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/neues-gehaltssystem-volkswagen-manager-bekommen-hoeheres-fixgehalt/25369144.html?ticket=ST-1747212-MiIWtb4MjgptfPs6bhD9-ap4