Gute oder schlechte Nachrichten?

In meinen täglichen Impulsen versuche ich, jeden Tag von guten Nachrichten zu berichten und ummantel sie liebevoll mit Kontext und persönlichen Gedanken dazu. Doch oft sind Nachrichten, die ich so lese nicht immer eindeutig positiv oder negativ.
Ein Beispiel ist mir vor einigen Tagen begegnet: Die Tagesschau hat auf Instagram eine Statistik veröffentlicht, wonach jedes fünfte KITA-Kind zu Hause häufiger eine Fremdsprache spricht, als Deutsch. Dies entspräche einem Anteil von 21,4%. Die FDP kritisiert, die Maßnahmen zur Sprechförderung des Bundesfamilienministeriums seien unzureichend. In den Kommentaren auf Instagram wird dagegen argumentiert, dass eine Sprachenvielfalt für die Sprachkompetenz der Kinder eher förderlich sei.
Ist diese Entwicklung, dass Kinder zu Hause die Muttersprache ihrer Eltern sprechen, die in 21,4% der Fälle eine Fremdsprache ist, eher positiv oder negativ?
Die große Gefahr beim Lesen einer solchen Nachricht ist die aufkommende Angst vor Überfremdung. Auch das war mein erster Gedanke, doch dann habe ich mal genau darüber nachgedacht:
Eigentlich ist es doch normal, dass Kinder ihre Muttersprache von den Eltern lernen; darum heißt sie ja "Mutter"-Sprache. Problematisch wird es dann, wenn diese Kinder in einem Land aufwachsen, wo die Amtssprache eine andere ist; in unserem Fall halt Deutsch. Meine Eltern sind Deutsche und haben mit mir nur Deutsch gesprochen, allerdings mit einem niederrheinischen Akzent, sodass ich auch Plattdeutsch gut verstehen kann. Erst durch den Unterricht in der Schule und nicht zuletzt durch die Medien habe ich gelernt, hochdeutsche Fachbegriffen richtig anzuwenden. Dadurch spreche ich heute fließend Hochdeutsch und kann och Platt jut verston. Die meisten Kinder in Deutschland wachsen mit einem solchen Akzent oder sogar Dialekt auf. Bayrische Kinder beispielsweise können meist Bayrisch und Hochdeutsch fließend sprechen (das eine von zu Hause, das andere von der Schule und Medien aus). Wenn das nun so auch auf emigrierte Kinder aus aller Welt zutrifft, wäre es für uns gesamtgesellschaftlich doch eher ein Gewinn als ein Verlust, oder? Es könnte dabei helfen Missverständnissen vorzubeugen und die Integration zu fördern, weil Sprachbarrieren gesenkt werden, wenn jeder jeden versteht.
Es gibt viele Meinungen zu dem Thema, die bis in die Radikalität hineinreichen. Manchmal hilft es - zumindest mir - einmal tief durchzuatmen und genau zu überlegen, ob das, was ich da lese, wirklich so schlecht ist, wie ich zuerst dachte. Man kann immer erst vom Schlechten ausgehen, oder man versucht es mal anders herum und geht erst einmal immer vom Guten aus. Wer weiß, vielleicht sähe die Welt insgesamt ein bisschen freundlicher aus, wenn alle erst einmal vom Guten ausgehen würde. Ich möchte es gerne versuchen :-)