Geld für's Nichtstun

Geld für's Nichtstun

Mein Vater sagte mir immer: "Bildung ist teuer". Das war mir damals als Schüler noch nicht so bewusst, wird die Schule doch größtenteils vom Staat bezahlt, doch als ich 2010 zur Uni ging und noch Studiengebühren bezahlen musste, habe ich gemerkt, was er damit meint. Hinzu kamen dann noch Kosten für Unterkunft und Verpflegung in Bonn. Ja, Bildung bzw. ein Studium ist teuer.
Damit sich auch Studierende aus sozial benachteiligten Familien ein Studium leisten können gibt es Stipendien. Sie stellen die Finanzierung eines Studiums inkl. vieler Nebenkosten für eine bestimmte Laufzeit (i.d.R. die Regelstudienzeit) sicher. Im Unterschied zum BAföG müssen Stipendien nicht zurückgezahlt werden.

Ein solches Stipendium hat jetzt die Hamburger Hochschule für drei Bewerber*innen ausgeschrieben. Das Stipendium bekommt nicht -wie sonst meist üblich- wer in der Schule besonders gute Note hatte, sondern wer einen möglichst guten Plan fürs Nichtstun vorlegt. Ganz recht: Jeweils 1.600,- Euro erwarten drei Menschen, die mit ihren Plänen für’s Nichtstun die Jury überzeugen können, so beschreibt es der Projektinitiator Friedrich von Borries. Ziel des Projektes sei es, von dem klassischen Leistungsdenken wegzukommen. Demnach handle es sich bei dem Stipendium nicht um eine Karriereförderung, sondern um einen Impuls, Leute zu unterstützen in andere Richtungen zu denken. "Das können auch gerne Leute sein, die sich auf das Sofa setzen und die Beine hochlegen", meinte von Borries.

Das ausgerechnet eine Hochschule auf so eine Idee kommt beeindruckt mich! Wenige Jahre nachdem ich in Bonn das Studium der Katholischen Theologie begonnen habe, wurden die Studiengebühren in NRW abgeschafft. Das hat mich finanziell sehr entlastet, worüber ich mich sehr gefreut habe. Ich denke Bildung sollte ein Menschenrecht sein und für jeden uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Wissen ist Macht und wer dieses Wissen für sich behält übt Macht gegenüber andere aus. Das ist meiner Meinung nach das Gegenteil von fairness. Aus diesem Grund finde ich die Wikipedia, als gemeinnützige, freie Wissensdatenbank so großartig! Mit Hilfe von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit wird das Wissen der Menschheit gesammelt und allen gleichermaßen zur Verfügung gestellt. Chancengleichheit ist hier ein wesentliches Stichwort. Bildung ist schließlich die Grundlage jeder aufgeklärten Gesellschaft; Anarchie kann schließlich jeder :-)