Besser als der Ruf
Viele Dinge sind besser als ihr Ruf. Das wird einem aber oft erst dann bewusst, wenn man es besser kennengelernt hat. Wespen zum Beispiel: Lange Zeit habe ich Wespen zu den unnützen Insekten gezählt. Sie stören beim Essen und Trinken, lassen sich leicht provozieren und stechen gerne mal zu. Vor einigen Tagen, als es draußen noch warm und sonnig war, konnte ich jedoch etwas beobachten, was meine Meinung grundlegend geändert hat: Ein Baum bei uns im Garten leidet an Blattläusen. Ameisen haben die Milch dieser Blattläuse als Nahrungsquelle für sich entdeckt und helfen ihnen jetzt dabei, sich auf dem Baum niederzulassen. Als Team sind Ameisen und Blattläuse fast unschlagbar. Dann kamen aber immer mehr Wespen in den Baum geflogen und siehe da: Sie fraßen die Blattläuse auf. Wow. Ich hätte nie gedacht, dass ich Wespen für ihre Gefräßigkeit dankbar bin...
Einen ähnlich schlechten Ruf haben auch Ratten: Die Schädlinge des heimischen Gartens oder, im schlimmsten Fall, der eigenen Wohnung. Doch auch sie sind besser als ihr Ruf, denn Ratten können, ähnlich wie Hunde, auch trainiert werden. In Kambodscha werden bereits seit den 1990er-Jahren Riesenhamsterratte darauf trainiert Tuberkulose und Landminen zu erschnüffeln. So hat die 7-jährige Magawa bereits 39 Landminen finden können, die es in Kambodscha wegen eines langjährigen Bürgerkrieges noch zuhauf gibt. Für eine Fläche so groß wie ein Tennisplatz braucht Magawa etwa eine halbe Stunde. Ein Mensch mit Metalldetektor wäre vier Tage lang beschäftigt. Diese Ratte hat für diese Leistung jetzt die Goldmedaille der PDSA, einer tierärztlichen Wohltätigkeitsorganisation, erhalten: "Für ihre tierische Tapferkeit oder die Hingabe für ihre Pflicht."
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Der schlechte Ruf von Ratten, Wespen und viele anderen Lebewesen (Menschen mit eingeschlossen) beruhen fast immer auf Vorurteilen oder schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit. Wie so oft lohnt sich ein genauerer Blick, der berühmte Blick über den eigenen Tellerrand und die zweite Chance, die jede*r verdient. Auch in Bezug auf Menschen fällt mir bei mir selbst auf, dass ich mich vom Ruf bestimmter Personen beeinflussen lasse; bis dahin, den Kontakt mit diesen Personen zu meiden. Das ist gefährlich, denn es schürt Misstrauen und blockiert Kommunikation, die für ein friedliches Zusammenleben wichtig sind. Ich würde das gerne überwinden und an mir arbeiten...
Übrigens: Die Erfolgsquote beim Erschnüffeln von Covid-19 durch Hunde liegt mittlerweile bei fast 100% (Quelle: https://www.instagram.com/p/CFhb_MnHC0A/?utm_source=ig_web_copy_link) :-)