Auf die gute alte Zeit

Demenz und Alzheimer sind keine schönen Krankheiten. Doch leider gehören sie immer noch zu den unheilbaren Krankheiten, die vor allem ältere Menschen treffen. Dabei ist das stetige Vergessen vor allem auch für die Angehörigen schlimm: Zu sehen wie die Geisteskraft eines geliebten Menschen immer mehr schwindet; sich immer wiederholen zu müssen, weil das Gesagte von gestern schon wieder vergessen wurde; sich immer wieder die selben Geschichten von früher und die immer wirrer werdenden Geschichten von heute anhören zu müssen. Wie geht man damit um?
Das Beste, was man machen kann, ist es, den verwirrten, oft auch verunsicherten Menschen Sicherheit zu geben. Sicherheit geben vor allem Dinge aus der Vergangenheit: Das Durchblättern von bekannten Fotoalben, das Erzählen über alte Zeiten und auch der Gang in eine 60er-Jahre Kneipe. Ganz recht: Im Duisburger Altenheim St. Nikolaus wurde jetzt eine Kneipe im Stil der 60er-Jahre eingerichtet, in denen sich alte Menschen in vertrauter Umgebung austauschen und klönen können. Auf einem alten Tresen eines Blumengeschäfts stehen alte Bierfässer mit Zapfhähnen und allerlei Deko. Selbst ein alter Spielautomat vom Flohmarkt und zeitgenössische Bilder sind in der nachgebauten Kneipe zu finden.
Meine Tante leidet an Demenz, meine verstorbene Oma litt an Alzheimer. Es ist anstrengend und für alle Beteiligten unangenehm immer wieder gegen die wirren Äußerungen zu reden. Besser fahren meine Mutter und ich mit der oben beschriebenen Strategie: zuhören und zulassen. Wenn jemand meint gerade im Urlaub auf Sylt und nicht im Altenheim oder in der eigenen Wohnung zu sein, dann akzeptiert man das. Bestätigung gibt den Betroffenen Sicherheit, mit ihrer aktuellen Situation umzugehen. Redet man dagegen oder reagiert gar verärgert, verunsichert und verängstigt man sie nur unnötig; sie haben es ohnehin bald wieder vergessen. Das macht die Krankheit zwar nicht besser, aber die restliche gemeinsame Zeit wird dadurch sehr viel schöner :-)