Auf das Klima bauen

Durch Corona boomt ja aktuell die Bauindustrie massiv: Überall wird gebaut, Handwerker und Baumaterialien sind ausgebucht, ja selbst in den Baummärkten sind einige Werkstoffe gar nicht mehr zu haben. Das erhöht zwar die Preise für Bauvorhaben, hat aber zugleich positive Auswirkungen für den Klimaschutz und das Straßenbild, denn Neubauten und Sanierungen sehen oft nicht nur besser aus, sondern Dämmen auch besser gegen Wärme- und Kälteeinwirkungen von außen.
Baustoff Nr. 1 in Deutschland ist seit vielen Jahrzehnten Beton, aber Beton gilt als sehr klimaschädlich, sowohl in der Herstellung, als auch später beim Abriss. Darum wird schon lange an klimafreundlicheren Verfahrenstechniken bei der Betonherstellung geforscht.
Ein gänzlich anderer, geradezu revolutionärer Ansatz für die Bauindustrie kommt aus Österreich: Der Bauunternehmer Werner Schönthaler hat ein Verfahren entwickelt, um aus Hanffasern normierte Bausteine für den Rohbau herzustellen. Im Unterschied zu Zement setzt Hanf bei der Herstellung kein neues CO² frei, sondern bindet es beim Wachstum auf dem Feld sogar. Das gebundene CO² bleibt auch in den nachher fertigen Steinen enthalten und dient dort zusätzlich der Isolierung. Die Widerstandsfähigkeit steigert Schönthaler mit der Zumischung von Kalk mit anderen Mineralien und einem langen Trocknungsprozess. Im Unterschied zu Beton oder Porenbeton-Steinen, wie sie heute meist für den Rohbau verwendet werden, sind die Hanfsteine sehr leicht, dämmen Schall und Wärme, sind atmungsaktiv, geben keine Strahlung ab, sind wiedverwertbar und zu 100% recycelbar. Damit werden die Hanfsteine als Baumaterial zum Alleskönner und haben das Potenzial die Bauindustrie zu revolutionieren.
Ich bin immer wieder überrascht, wie solche grandiosen und revolutionären Ideen immer wieder in den Köpfen ganz unscheinbarer Menschen entstehen... und das passiert öfter als man denkt: Apple, Microsoft, Google und Facebook sind alle in den Köpfen einzelner Menschen entstanden und wurden in einer Garage gegründet. Heute ist eine Welt ohne deren Technologien gar nicht mehr wegzudenken. Ich würde fast behaupten die meisten Materialien unseres Alltags sind auf diese Weise entstanden und groß geworden. Ich hoffe sehr, dass auch die Hanfsteine bald einen ähnlichen Standard werden setzten können. Das Potential dazu haben sie auf alle Fälle :-)